Seminarrückblick

„Wenn Wut zur Sprache wird - Aggression von Adoptiv- und Pflegekindern verstehen und hilfreich beantworten“

Nach schwer kränkenden Erfahrungen mit ihren Herkunftseltern richten viele Pflegekinder ihre oft berechtigte Aggression gegen die Pflegeeltern, um Erlebtes zu verarbeiten. Das stellt Familien und Fachkräfte vor große Herausforderungen: 
Wie kann die Wut des Kindes verstanden und hilfreich beantwortet werden?
Wie gelingen Zugang und Beruhigung – und wie lässt sich der Weg von ungekonnt zu gekonnt gelebter Aggression unterstützen?
Wie können Pflegeeltern Konflikte führen, ohne dass es um Gewinnen oder Verlieren geht, und gleichzeitig deeskalieren, damit das Kind Selbststeuerung lernen kann?

Diese und viele weitere Fragen standen im Mittelpunkt des Seminars "Stiftung zum Wohl des Pflegekindes", das allen Teilnehmenden einen tiefen und berührenden Einblick in die Gefühlswelt von Pflegekindern bot. Die erfahrenen Referenten
Oliver Hardenberg - Dipl.-Psychologe; Psychologischer Psychotherapeut; Supervisor; Fachreferent der Jugendhilfe in Münster und 
Martin Janning - Dipl.-Psychologe, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut, Supervisor BDP - vermittelten auf eindrucksvolle Weise, was hinter Wutausbrüchen und aggressivem Verhalten steckt.

Ihre zentrale Botschaft: Jede Wut hat ein unerfülltes Bedürfnis als Ursprung. Pflegekinder reagieren nicht „einfach so“ mit Aggression, sondern aus den schmerzhaften Erfahrungen ihrer frühen Kindheit. Oft haben sie nie gelernt, mit starken Gefühlen umzugehen, weil ihre eigenen Emotionen in der leiblichen Familie nicht beachtet oder erwidert wurden.

Hardenberg und Janning ermutigten Pflegeeltern, diese Signale zu erkennen und anzunehmen:
„Es geht nicht um Strafe oder Konsequenzen, sondern darum, dem Kind zu zeigen: Wir verstehen dich. Du bist hier sicher. Wir finden gemeinsam einen Weg.“

Gleichzeitig riefen sie dazu auf, Fachkräfte aus Jugendämtern, Schulen, Kita und anderen pädagogischen Bereichen stärker einzubinden und zu schulen, um Pflegefamilien besser zu unterstützen. Denn: Jedes Pflegekind ist traumatisiert – das darf nicht verharmlost werden.

Besonders deutlich wurde: Das Wissen aus diesem Seminar sollte Pflichtlektüre für jede Pflegefamilie sein. Schade, dass nur wenige Familien den Weg nach Quedlinburg gefunden haben - denn die vermittelten Erkenntnisse und praxisnahen Impulse sind von unschätzbaren Wert für alle, die traumatisierte Kinder begleiten.

Das Seminar machte deutlich:

  • Wut und Aggression sind Ausdruck tiefer seelischer Verletzungen.
  • Verständnis, Geduld und liebevolle Begleitung sind entscheidend.
  • Pflegeeltern brauchen ein starkes Netzwerk aus qualifizierten Fachkräften.


Ein herzliches Dankeschön an Oliver Hardenberg und Martin Janning für ihre einfühlsamen, praxisnahen Impulse – und an alle Pflegefamilien, die täglich mit Mut und Herz den Kindern zeigen: Ihr seid nicht allein.